Umwelt und Klimaschutz

Umwelt – Ökosystem-Dienstleistungen von Agroforst & KUP

Was schon auf den ersten Blick auffällt – wo gestern noch Mais war, stehen heute Bäume. Gepflanzt in Reih und Glied  werden die Bäume eingerahmt von meist naturbegrünten Feldsäumen. Diese „unbepflanzten“ Grenzabstände, Fahrgassen und Wendeflächen sind ein integraler Bestandteil von Agroforst & KUP. Die Wirkung sind natürliche Feldrandeffekte und Biotopvernetzung . Es  entstehen neue Lebensräume in der Agrarlandschaft.

Die sehr niedrigen Nährstoffentzüge  der Bäume und der beschränkte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (wenn überhaupt) sind ein Weiteres. Diese  und andere erheblichen „Ökosystemdienstleistungen“ der Kurzumtriebsplantage sind durch eine Vielzahl von Studien und Untersuchungen belegt. Insbesondere gilt das für:

  • Biodiversität
  • Wasserschutz (Nitrateintrag analog extensivem Grünland)
  • Erosionsschutz
  • Humusbilanz (positiv)
  • Biotopvernetzung
  • Erholung der Böden
  • verbessertes Mikroklima

Die zeitlich gestufte Ernte im Kombi-KUP Verfahren oder ein streifenförmiger Anbau im Agroforst vergrößern nicht nur diesen Vorteil, es treten auch weitere hinzu, wie ein zielgerichteter verbesserter Erosionsschutz, Tierwohl etc.

Die positive Umweltleistung von Agroforst & KUP ist natürlich kein Freifahrtschein für Großprojekte. Selbstverständlich sind bei der Flächenanlage Schutzgebiete und naturschutzfachliche Regelungen zu beachten – schließlich geht es um Nachhaltigkeit.

Im Vergleich zu Ackerkulturen wie Raps und Mais kann Feldholz eine deutliche Bereicherung von Natur und Landschaft darstellen
Florian Schöne, NABU

Wussten Sie?

Bei Begriffen wie Energiewald an Wald zu denken ist allzu natürlich. Doch Agroforst & Kurzumtriebsplantagen sind kein Wald, sondern eine landwirtschaftliche Dauerkultur. Die Umweltleistungen sind entsprechend mit dem konventionellen Marktfruchtanbau in der Landwirtschaft (Mais, Weizen, Roggen etc.) zu vergleichen – und nicht mit Wald.

Klimaschutz durch Agroforst & KUP

Was bedeutet es, wenn Holz energetisch genutzt wird? Was ist eine CO2-Senke? Noch wichtiger: Was bringt der Anbau von KUP & Agroforst zur Erreichung der Klimaschutzziele in Summe? Vereinfacht lässt es sich auf die Formel bringen:

Holzenergie   +    CO2-Senke    =    Klimaschutz

Agroforst und Kurzumtriebsplantagen gelten heute neben der Wiedervernässung von Moorflächen und noch vor dem Thema Humusaufbau als größte Stellschraube im Kampf für den Klimaschutz in der Landwirtschaft.

Quelle: Klimaschutzgutachten des wissenschaftlichen Beirats Land & Forst, das in den Klimaschutzplan der Bundesregierung bis 2030 Eingang gefunden hat.

Holzenergie – Alternativlos im Klimaschutz

Regionales Holz aus KUP & Agroforst energetische zu nutzen ist über den Gesamtprozess von Anbau bis Energieerzeugung die weitaus günstigste und effektivste Form um Bioenergie zu erzeugen.  Dabei braucht die Holzenergie aber auch den Vergleich mit Wind und Solar nicht scheuen.

Grafik: Christine Hopf, LWF

Welche Menge in g CO2 lässt sich nach Abzug der Eigenemission (Aufwand für Energiepflanzenanbau, Holzernte oder Produktion von Solarpaneelen) pro kWh effektiv vermeiden?

  • Wärme: die Hackschnitzelheizung schlägt bspw. die Wärmepumpe um Längen
  • Strom: Photovoltaik und Holzkraft liegen je nach Betrachtung gleichauf

Die nachfolgenden Tabellen vergleichen sehr anschaulich 1. die CO2-Bilanz für alle relevanten erneuerbaren Energien sowie 2. CO2-Vermeidungskosten und – leistung der Bioenergie.

 

CO2-Bilanz bei Wärmeerzeugung

 

CO2-Bilanz bei Stromerzeugung

 

Bioenergien vergleicht man am besten, wenn man die eingesparte Menge an Co2 in Tonnen pro Hektar und Jahr mit den uns hieraus entstehenden Kosten ins Verhältnis setzt.

Das Ergebnis (siehe Grafik) ist erstaunlich. Vergleicht man beispielsweise den Einsatz von Bioethanol in Kraftfahrzeugen mit einer Holzheizung, kann man mit dem Anbau von Feldholz 5-mal mehr Energie – sprich Heizöl – einsparen, als durch die Umwandlung von Weizen in Ethanol (bspw. E10-Kraftstoff).

Quelle: Wissenschaftlicher Beirat Agrarpolitik

CO2-Senke – das Alleinstellungsmerkmal von KUP & Agroforst

KUP & Agroforst gilt wie Wald als CO2-Senke /Speicher, soweit  eine stoffliche Nutzung angestrebt wird. Bezüglich der Senkeleistung unterscheidet sich KUP & Agroforst damit komplett von Wind, Solar und allen anderen als Energiepflanze angebauten landwirtschaftlichen Kulturen (aktuell ca. 2,5 Mio. ha in Deutschland). Denn diese speichern entweder gar kein CO2 oder eben nur kurzfristig und sind entsprechend LULUCF nicht als Senke anrechenbar. (Quelle: Verordnung (EU) 2018/841)

Im Kombi-KUP Verfahren angebautes Pappel-Stammholz inklusive der stofflichen Nutzung im Produkt kann deshalb auch bei den CO2 Minderungszielen angerechnet werden. Schätzungen gehen hier je nach Produktionsziel von einer Senkeleistung von 15 t bis weit über 25 t CO2 pro Hektar und Jahr aus.

Das neue Klimaschutzgesetz vom Mai 2021 fordert einen Rückgang der CO2-Emissionen um 65 % bis 2030. Hier wie auch im EU-Klimazielplan 2030 vom September 2020 sieht man, dass die Senkeleistung des Waldes gefährdet ist (Waldsterben /Waldumbau). Gefordert werden deshalb erhebliche Anstrengungen und veränderte Bewirtschaftungsverfahren, dabei wird explizit auf KUP & Agroforst verwiesen. Als Anbauziel wurden schon im Jahr 2016 vom Wissenschaftlichen Beirat Land- und Forstwirtschaft 425.000 Hektar genannt. Dies entspricht knapp 20%  der aktuellen Energiepflanzenfläche.

Klimaschutz – Was wird gemessen?

Wussten Sie?

Mit KUP & Agroforst könnten 2-3% der nationalen Treibhausgasemissionen im Jahr 2030 eingespart oder kompensiert (Senke) werden – Tendenz steigend!

CO2-Emission und damit unsere Klimaschutzziele werden heute verpflichtend auf zwei Ebenen erfasst (gemessen) und addiert.

Die erste Ebene erfasst die CO2-Emissionen (und Einsparungen) der Emittenten – also des Nutzers der Holzenergie.

Diese sind in die Sektoren wie Verkehr, Energie, Industrie, Gebäuden und Landwirtschaft eingeteilt. Aus diesem Grund wird die Nutzung von Energiepflanzen auch nicht dem Produzenten (Landwirt), sondern dem Sektor zugerechnet: Energie (bspw. Biogasstrom), Verkehr (Biokraftstoff) oder Gebäude (Hackschnitzelwärme). (Quelle: Verordnung (EU) 2018/842)

Auf der zweiten Ebene werden Veränderungen des Kohlenstoffspeichers durch die Landnutzung erfasst (LULUCF) bzw. die sogenannte „CO2-Senke“ (Quelle: Verordnung (EU) 2018/841) 
Die größte Senke sind heute Wald (Holz) und Boden (Humus). Zur Senke hinzugerechnet wird aber auch die künstliche Speicherung von CO2 bspw. in Form von Holz im Hausbau oder Möbeln. Mit LULUCF wird also nachgerechnet, ob Einsparungen der ersten Ebene ggf. auch zu Lasten von Wald und Boden gehen.
CO2-Kompensation nicht vermeidbarer Emissionen kann gemäß EU-Regelungen nur durch die sogenannte CO2-Senke erfolgen.

Die Kritiker der Holznutzung/-energie stellen meist bei ihrer Betrachtung einzig auf eine mögliche Verringerung der Senkeleistung des Waldes ab. Sie negieren aber die Tatsache, dass über LULUCF nachrechnet wird, ob eine CO2-Schuld entsteht oder sogar mehr Holz nachwächst als zunächst gebraucht wird. Ferner blenden sie CO2-Bilanzen erneuerbarer Energien und der Holzenergie aus. Für KUP & Agroforst gilt zusätzlich, dass die Alternative ja nicht „stehen lassen der Bäume wie im Wald“ bedeutet, sondern „die alternative Bewirtschaftung als Acker“.